Res Nobs ist vielen in der Schweizer Bluegrass Szene als Banjo Picker bekannt. Er spielte mit seinem Happy Maker, so nennt er sein Banjo, in Bands wie Rosewood Delight, Bluegraze und Rick Noorlander & Bluegrass String Quartet. Heute ist er bei Blue Lizard und seit 2012 bei den Bluegrass Beans aktiv. Er organisiert die erfolgreiche, monatlich stattfindende Jamsession in Steffisburg. Seine Antworten im Interview verraten seinen sympathischen Schalk.
Res, stammst du aus einer Familie, in welcher musiziert wurde?
Ich bin in Baggwil im Berner Seeland aufgewachsen. Meine beiden Schwestern spielten Klavier, der ältere Bruder Fussball. Meine Eltern hatten nichts am Hut mit Musik, ausgenommen, der 8 Spur Kassette von Heino im Auto meines Vaters, welche wir rauf und runter hörten. Nach dem gescheiterten Versuch, ebenfalls Fussballer zu werden, durfte ich den Gitarrenunterricht be-suchen. Da gab es bei uns an Weihnachten immer die bekannte «Oh du fröhliche-Jam» mit Klavier, Gitarre, Blockflöte und eben, fröhlichem Gesang… Aber mir fiel auf, dass niemand so schön singen konnte wie Heino!!
Du gingst in eine Gitarrenschule. Heute spielst du meisterlich Banjo. Wie bist du zu diesem Instrument gekommen?
Ja, wie kommt man nur auf das Banjo? Nach der Heino Überdosis im Auto meines Vaters gings über Gunter Gabriel zu Johnny Cash. Und immer, wenn in einem Song ein Banjo erklang, war es jeweils um mich geschehen. Das blieb der damaligen Partnerin, meiner heutigen Frau, nicht verborgen. Sie schenkte mir zum Geburtstag ein 5-String-Banjo. So geht das…!
Von der Gitarre zum Banjo… Da machte ich zuerst wohl alles falsch, bis ich Ernest Neier von Deliverance auf einer Tour in Bern kennenlernte. Mehrmals trafen wir uns und er brachte mir die Kunst des 5-String Pickens bei. Nach ein paar Jahren dann, spielte ich schon mit meiner ersten Band Blue Lizard, ich genoss Unterricht bei Hans Holzherr, René Stalder und Jens Krüger. Ich spielte so oft Banjo, dass meine Frau sich fast hintersann, mir ein solches geschenkt zu haben.
Wann und wo hast Du die Bluegrass-Musik kennengelernt?
Es war, glaube ich, Ende der achtziger Jahre, als die Deliverance in Bern auftraten und ich an ihre Gigs pilgerte. Da wurde mir klar, dass ich diese Musik auch spielen wollte. In den neunziger Jahren traten in der Mahogany Hall in Bern Bluegrass-Grössen wie John Hickman, Bill Keith, Béla Fleck oder die Nashville Bluegrass Band auf. Das war natürlich ein riesiges Erlebnis sie alle live mitzuerleben. Am Thuner Grunderinseli Festival, in dieser Zeit völlig dem Bluegrass verschrieben, war ich auch immer anzutreffen. Selbstverständlich besuchte ich auch das Bluegrass Family Festival in Stetten, das Festival auf dem Pantli in Schaffhausen und natürlich die Bluegrass Night in Bern.
Res, welche Vorbilder hast Du in Deinem Banjospiel
An Vorbildern mangelt es mir nicht, da brauche ich nicht einmal in die Ferne zu schweifen. Wenn ich an der Jam in Steffisburg Housi Holzherr zuhöre, wie er mit seinem Banjospiel jeden Song zum Erblühen bringt, bin ich einfach fasziniert. Sammy Shelor von der Lonesome River Band durfte ich am Grey Fox Bluegrass Festival 2013 in New York kennenlernen und das ganze Set an vorderster Front miterleben. Das war echt cool! Sein dynamisches Banjospiel liebe ich einfach.
Du organisierst seit langem die inzwischen legendäre Jam in der Schmitte in Steffisburg. Wie kam es dazu?
In den neunziger Jahren organisierte Silvio Beltrametti die Jams auf dem Gurnigel in der Selibühl Hütte. Um diese Tradition im Berner Oberland weiterzuführen, suchte ich nach einem Ort, welcher dafür geeignet war. Ich fand in Steffisburg ein Lokal, das Bistro von Eva und Edi Geissler. Seit nunmehr über zehn Jahren sind sie jeden ersten Freitag im Monat Gastgeber dieses tollen Anlasses. Im Verlauf dieser Abende treffen sich Musikerinnen und Musiker von nah und fern und es wird den ganzen Abend gespielt und gesungen. Die Gäste vom Bistro freut es! Und nicht selten klingen zu später Stunde noch die schönsten Balladen aus dem Bistro, bis dann gegen Mitternacht sich die letzten auf den Heimweg machen. Ich danke allen, die schon mal da waren und vielleicht wieder mal kommen, um der Schmitte-Jam diesen unvergleichlichen Charme zu verleihen, welcher mir immer wieder von Besuchern bestätigt wird.
Du hast schon einige Erfahrungen in verschiedenen Bands gesammelt.
Ja, das waren einige. Zehn Jahre mit Rosewood Delight. Das war echt cool und eine tolle Zeit. Dann über drei Jahre bei Bluegraze mit Doris Ackermann, Matthias Linke sowie Arlette und Peter Keiser. Später dann vier Jahre mit Rick Noorlander & Bluegrass String Quartet, da ging richtig die Post ab! Während zweier Jahre durfte ich noch mit meinen Kollegen des String Quartets als Begleitband der Enderlin Chicks auf richtig grossen Bühnen spielen. Nun bin ich auch in der Musik etwas ruhiger geworden, habe ab und zu Gastauftritte und picke mein Banjo nach wie vor bei den Blue Lizards. Seit 2012 bin ich mit den Bluegrass Beans unterwegs.
Die Bluegrass Beans feiern grosse Erfolge. Wie viele Auftritte pro Jahr hast du mit dieser Band?
Ja, ich glaube mit den Beans haben wir im Moment tolle Gigs. Es hat wohl nichts mit der Anzahl an Auftritten, sondern mit der Wertschätzung der Band gegenüber dem Publikum zu tun. Diese Haltung ist uns wichtig. Eine gesunde Selbstein-schätzung ist da sehr hilfreich. Wir wissen, dass unsere musikalischen Fertigkeiten nicht zum Him-mel wachsen und ich denke die Songauswahl, das Timing und die Dynamik sollten zusammen mit einer klaren Bühnenpräsenz einhergehen. Das versuchen wir umzusetzen. Seit August 2017 sind wir mit unserem neuen Bassisten Hanspeter Adam unterwegs. Und es fühlt sich gut an.
Im Frühjahr geht Ihr wieder auf grosse Fahrt. Ihr seid wieder von der Partie auf der Country Music Cruise.
Richtig, im April stechen wir zum zweiten Mal in See Richtung Süditalien. Wir waren auf unserer ersten Country Music Cruise 2016 alle sehr skeptisch, ob eine Bluegrass Band zwischen all den Countrybands überhaupt ein Publikum findet. Wir freuten uns festzustellen, dass unsere Musik beim Publikum gut ankam. Wir haben mit Jeff Turner Gigs abgetauscht, mit den Country Sisters getanzt und im Hafen von Rhodos gejammt. Eines Abends sagte mir der Gitarrist von Two Tons of Steel; «Hey, ihr macht genau die Musik, welche bei mir Zuhause gespielt wird! Und zwar genau so… Ich liebe euch!». Das war dann zuviel für mich und ich musste noch ein Bierchen bestellen.
Res, Du hast vorhin Deine Frau erwähnt. Du bist verheiratet?
Natürlich habe ich die Frau geheiratet, welche mir das Banjo geschenkt hat! Wir sind glücklich verheiratet und haben zwei erwachsene Kinder.
Was hast du für einen Beruf erlernt?
Um meinen Berufswunsch zu erfüllen, verliess ich das Berner Seeland in Richtung Thun und erlernte dort das Handwerk des Steinbildhauers, welches zu meiner Leidenschaft wurde. Ich gründete mein eigenes Geschäft, bildete Lehrlinge aus, beteiligte mich an Skulpturenausstellungen und nahm an Bildhauersymposien teil, das sind gemeinsame Werkarbeiten von Bildhauern. Das ging knapp 20 Jahre so. Nun bin ich auch da etwas ruhiger geworden, und arbeite seit bald 10 Jahren als Geschäftsführer in einer Bildhauer-Firma in Thun.
Was für Pläne hast du für die Zukunft?
Gesund bleiben, da ist eine gute Verdauung sehr wichtig! Und viel trinken! Auch, dass meine Frau, welche mir das Banjo geschenkt hat, es mir nicht wieder wegnimmt… Irgendwann möchte ich dann noch gerne den Clawhammer Style lernen. Nun, alles zu seiner Zeit. Aber mein Wunsch in Sachen Musik ist immer der gleiche geblieben. Sei es bei den Jams oder bei Auftritten mit der Band: Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Es funktioniert, ich habe das schon oft erlebt.
Res, ich wünsche Dir, Deiner Familie und Deinen Mitmusikern für die Zukunft alles Gute. Vielen Dank für das Gespräch!
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